STÄRKUNG DES VERTRAUENS IN DIE ICANN ALS INSTITUTION
Hintergrund
Vor über zwei Jahren hat das President’s Strategy Committee (PSC) mit
einer Reihe von Befragungen dazu begonnen, wie sich das Multi-Stakeholder-Modell
der ICANN stärken und vervollständigen lässt.
Darüber hinaus hat der Halbzeit-Zwischenbericht über den Stand des
Joint Project Agreement (JPA) zwischen dem US-amerikanischen Handelsministerium
und der ICANN hilfreiche Kommentare zur Leistung und Zukunft der ICANN
hervorgebracht. Die meisten Kommentatoren bei dieser Befragung sind der
Überzeugung, dass ICANN bedeutende Fortschritte gemacht hat. Sie sind
allerdings auch der Ansicht, dass einige Schlüsselbereiche verbesserungswürdig
sind, um den Übergang zu einem einvernehmlichen Modell zur Koordination
der Unique Identifiers durch unterschiedliche Interessengruppen zum Abschluss
zu bringen.
In diesem vom PSC erstellten Dokument werden diese Schlüsselbereiche
sowie mögliche Verfahrensweisen zu deren Verbesserung erläutert. Das PSC
möchte herausstellen, dass all diese Vorschläge lediglich eine Diskussionsgrundlage
bilden und keine unveränderlichen Positionen darstellen sollen. Diese
Positionen sind jedoch außerdem das Ergebnis der langfristigen, zweijährigen
Arbeit des PSC, in die jüngste Stellungnahmen eingeflossen sind.
Diese Unterlagen sollten in Kombination mit dem „Aktionsplan“ gelesen
werden. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen, die das
PSC zur Durchführung des Übergangs der Organisation nach Auslaufen des
Joint Project Agreement erarbeitet hat.
Zu bearbeitende Schlüsselbereiche
Als Reaktion auf die Aufforderung zur Abgabe von Kommentaren im Halbzeit-Zwischenbericht
über den Stand des JPA sprachen die Befragten wichtige strukturelle Verbesserungen
an, die anzustreben sind. Zusammengenommen betreffen sie die folgenden
Maßgaben:
- ICANN ist ausreichend vor einer Vereinnahmung geschützt.
- ICANN ist seiner aus mehreren Interessengruppen bestehenden Gemeinschaft
gegenüber ausreichend rechenschaftspflichtig.
- ICANN wird den Anforderungen der globalen Internet-Community der
Zukunft gerecht.
- ICANN ist in finanzieller und operativer Hinsicht sicher.
- ICANN konzentriert sich weiterhin auf organisatorische und operative
Bestleistungen bei der Erfüllung der technischen Mission, nämlich der
Gewährleistung eines sicheren und stabilen Betriebs im Zusammenhang mit
den Unique Identifiers im Internet und den IANA-Funktionen.
Das PSC erkennt außerdem die eindeutige Aussage des Halbzeit-Zwischenberichts
zum JPA an, dass die ICANN ihre Beziehung zu Unternehmen der Privatwirtschaft
stärken muss. Dies ist auf die historischen Investitionen des Privatsektors
zurückzuführen und auf die Tatsache, dass dieser auf das Internet als
Wirtschaftsfaktor angewiesen ist. Unbestreitbar ist außerdem die Notwendigkeit,
die Beiträge geschäftlicher Nutzer zur Richtlinienentwicklung und der
Organisation allgemein zu optimieren. Diese Probleme lassen sich unmittelbar
durch verstärktes Engagement bei
ICANN-Veranstaltungen und die Einbindung von Organisationen bearbeiten,
die den Privatsektor repräsentieren. Das President's Strategy Committee
ist der Ansicht, dass die ICANN zudem weitere Anweisungen dazu erhalten
sollte, wie sich dieses Problem durch die Befragungen zum
ICANN-Geschäftsplan und sonstiges Feedback lösen lässt, das sich aus
dem Befragungsprozess des PSC zu diesem Dokument ergibt.
Vorschläge zur Optimierung der Schlüsselbereiche
1. Ausreichender Schutz der ICANN vor einer Vereinnahmung
- Bei dieser Diskussion geht es darum, die Vereinnahmung durch eine
einzelne Partei zu vermeiden, sei es eine Regierungsbehörde, eine Organisation
oder eine andere juristische Person.
- Das White Paper und andere für die Gründung, Struktur und Neugründung
der ICANN wichtige Dokumente (die Statuten beispielsweise) enthalten
Verfahrensweisen und strukturelle Schutzmaßnahmen, die gewährleisten,
dass die ICANN fair behandelt wird und vor einer Vereinnahmung durch
Gruppen mit einer geringen Vertretung oder durch eine aus nur einer
Interessengruppe bestehende Gruppierung geschützt ist.
- Das PSC ist der Ansicht, dass Einstimmigkeit oder eine Zweidrittelmehrheit
nach wie vor das wichtigste Instrument sind, um sich vor einer durch
Eigeninteresse motivierten Vereinnahmung zu schützen. ICANN muss etwaige
Strukturveränderungen fortsetzen, um für einen sorgfältigen und aufmerksamen
Schutz zu sorgen, wie es zuvor der Fall war. ICANN muss außerdem eine
„apathische“ Vereinnahmung vermeiden, bei der die Beteiligung durch
bestimmte Gruppen allmählich verschwindet, so dass die Organisation
letztlich nur noch eine geringe Beteiligung hat. Um dies zu verhindern,
ist kontinuierlich darauf zu achten, dass sich die Strukturen der Supporting
Organizations und der Advisory Committees nach wie vor durch große und
breit gefächerte Interessengruppen auszeichnen.
- Die Auswirkungen von Kartell- und Wettbewerbsgesetzen sind ebenfalls
von großer Bedeutung. Die ICANN hat dafür zu sorgen, in Gerichtsbarkeiten
tätig zu bleiben, die über ausgeprägte Kartellgesetze verfügen. Dadurch
ist eine anhaltende und umfassende juristische Beaufsichtigung der getroffenen
Entscheidungen gegeben, so dass diese stets unvoreingenommen sind und
nicht eine bestimmte Gruppe oder Organisation bevorzugt behandelt wird.
Dies stellt einen grundlegenden Schutz dar.
- Stimmrechte und die vertretende Beteiligung in den Constituencies
sind ein zentraler Bereich für Einflussnahme und Vereinnahmung. Das
PSC ist daher der Ansicht, dass in Bezug auf die Mitglieder der Advisory
Committees und Supporting Organizations mehr Transparenz erforderlich
ist. Die gleichzeitige Teilnahme an Councils und Constituencies durch
einzelne oder verbundene juristische Personen muss diskutiert werden.
Es ist erforderlich, Erklärungen zur eindeutigen Identifizierung von
Interessenkonflikten einzufordern.
- Schließlich merkt das PSC an, dass die Ausschuss-Struktur und Prozesse
der ICANN solide Abwehrmechanismen gegen eine Übernahme darstellen,
wie in den Rahmenbedingungen und Grundsätzen zu Transparenz und Rechenschaftspflicht
(Frameworks and Principles on Transparency and Accountability) erläutert.
Die Anzahl der Ausschüsse und die Bandbreite der Vertretung sind bedeutende
Schutzmaßnahmen gegen die Vereinnahmung durch eine einzelne Interessengruppe
und verhindern, dass eine Einzelperson anderen ihre Vorstellungen aufzwingen
kann. Wie oben erwähnt, lassen sich diese Maßnahmen noch optimieren.
Diskussionsvorschlag: ICANN könnte die Statuten dahingehend
ändern, dass eine Person oder Organisation nicht in mehreren zugehörigen
Advisory Committees oder Supporting Organizations ein Stimmrecht haben
darf. Wäre dies sinnvoll? Teilnehmer in Councils und Constituencies sollten
ihr Interesse offenlegen, um Interessenkonflikte zu vermeiden und für
mehr Transparenz zu sorgen.
2. Ausreichende Rechenschaftspflicht gegenüber der aus mehreren Interessengruppen
bestehenden Gemeinschaft
- Das PSC merkt an, dass das ICANN-Board eine Reihe von Rahmenbedingungen
und Grundsätzen zur Rechenschaftspflicht und Transparenz (Frameworks
and Principles on Accountability and Transparency) genehmigt hat, in
denen die bestehenden rechtlichen und körperschaftlichen Pflichten der
Organisation näher ausgeführt werden. Im Rahmen dessen verfügt die ICANN
über einen dreiteiligen Prozess zur Beilegung von Streitigkeiten, der
sich aus dem Board Reconsideration Committee, dem Independent Review
Panel und dem Ombudsman zusammensetzt.
- Eine unabhängige Prüfung der Rechenschaftspflicht und Transparenz
der ICANN durch die britische Organisation One World Trust kam zu folgendem
Schluss: „Zusammengenommen stellen sie eine solide Verfahrensweise zur
Bearbeitung von Beschwerden, zum internen Einblick in Entscheidungen
des Board und in Handlungen von Mitarbeitern dar und senken somit die
Wahrscheinlichkeit von Prozessen.“ Tatsächlich besteht der Zweck der
Prozesse im ICANN-Modell darin, Probleme durch Diskussion und Selbstregulierung
zu beheben.
- Angesichts der Wichtigkeit der ICANN ist das PSC jedoch der Ansicht,
dass die Organisation über weltweit führende Mechanismen zur Erfüllung
der Rechenschaftspflicht verfügen muss.
- Das PSC glaubt, dass zwei neue Mechanismen, die von der ICANN bereits
im Dezember 2007 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden,
als neue Maßnahmen in Bezug auf die Rechenschaftspflicht diskutiert
werden sollten.
- Erstens kann es wegen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des
Ergebnisses eines ICANN-Entscheidungsprozesses und nicht hinsichtlich
des Prozesses zu Streitigkeiten mit der ICANN kommen. Anhand von
Feedback aus der Community könnte das Board einen Mechanismus in Erwägung
ziehen, durch den die Community das Board zur Überprüfung einer Entscheidung
zwingen kann. Dieser Mechanismus muss mit dem Wissen gestaltet
werden, dass die Directors rechtlich für die Geschäfte der Organisation
haften und treuhänderische Pflichten haben, wie die folgenden:
- Sorgfaltspflicht,
- Erkundigungspflicht,
- Treuepflicht und
- Pflicht zur umsichtigen Investition.
- Die Community könnte das Board durch eine Zweidrittelmehrheit bestehend
aus zwei Dritteln der Councils of Supporting Organizations und zwei
Dritteln der Mitglieder von Advisory Committees dazu zwingen, eine Entscheidung
zu überprüfen; für das GAC reicht womöglich eine Zustimmungserklärung
von allen Mitgliedern aus, die bei einer physischen Sitzung anwesend
sind. Da die endgültige Rechenschaftspflicht beim Board liegt, kann
das Board nicht zur Änderung seiner Entscheidung gezwungen werden, sondern
nur zu deren Überprüfung. Für eine solche Abstimmung müsste ein angemessener
Zeitrahmen bewilligt werden, damit die Vertragsparteien oder Dritte
Gewissheit über Entscheidungen des Board haben können.
- Zweitens: Wenn das Board eine Entscheidung nach oben erwähnter Überprüfung
nicht revidiert, sind Umstände denkbar, unter denen es für die ICANN-Community
angemessen sein kann, durch die Supporting Organizations und Advisory
Committees in Form eines Misstrauensvotums für Änderungen an der Zusammensetzung
des Board zu plädieren.
- Dadurch erhielte das Board einen Mechanismus zur Erfüllung der Rechenschaftspflicht,
nämlich einen durch Statuten, die den zuvor festgelegten Rücktritt einzelner
Directors vorsehen, entstandenen Streitbeilegungsmechanismus. Rücktritten
dieser Art wird von jedem einzelnen Board-Mitglied zugestimmt, falls
ein beträchtlicher Anteil der entsprechenden Supporting Organizations
und Advisory Committees ihr Misstrauen ausspricht. Dieser Vorschlag
für eine Methode ähnelt den Mechanismen für die Rechenschaftspflicht
des Board, die ICANN kürzlich von multinationalen, in internationalen
Gerichtsbarkeiten tätigen Organisationen hinzugefügt wurden.
- Zusätzlich zu diesen Vorschlägen ist anzumerken, dass die ICANN
eine gemeinnützige Organisation ist, die im US-Bundesstaat Kalifornien
gegründet wurde und somit den kalifornischen Gesetzen und geschäftlichen
Grundsätzen für den Betrieb solcher Organisationen unterliegt1.
- Nach diesen Gesetzen ist die Beaufsichtigung krimineller Handlungen
durch das kalifornische Gerichtssystem und den Generalstaatsanwalt von
Kalifornien (Attorney General) ausdrücklich erlaubt. Es ist anzumerken,
dass der Generalstaatsanwalt von Kalifornien in den letzten Jahren eine
besonders aktive Rolle bei Reformmaßnahmen in Bezug auf gemeinnützige
Organisationen gespielt hat2.
- Das PSC ist der Ansicht, dass diese Vorschläge wesentliche Bestandteile
der Lösung des Problems der Rechenschaftspflicht sein könnten, vorbehaltlich
einer Analyse und Beurteilung durch die Community mittels Befragung.
Diskussionsvorschlag: Einführen zusätzlicher Mechanismen zur Erfüllung
der Rechenschaftspflicht, mit denen die Community die Überprüfung einer
Entscheidung des Board fordern und als letzte Maßnahme das Board kollektiv
entlassen und neu formieren kann.
Erfüllen der Anforderungen der globalen Internet-Community der Zukunft
- Die ICANN ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Kalifornien.
Dies ist eine unumstößliche Tatsache.
- Gleichzeitig ist die ICANN eine globale Organisation mit Interessengruppen
in allen Teilen der Welt.
- Als die ICANN vor fast zehn Jahren gegründet wurde, war das volle
Ausmaß der Verheißungen des Internet als zentrale Kommunikationsinfrastruktur
der Welt nur zu erahnen. Heute erreicht das Internet mehr als eine Milliarde
Nutzer. Die nächste Milliarde Nutzer wird aus jenen Regionen der Welt
stammen, in denen das Internet derzeit weniger weit verbreitet ist,
nämlich Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa.
- Durch ihre Struktur trägt die ICANN einigen dieser Herausforderungen
bereits jetzt Rechnung. In ihren Statuten ist geografische Vielfalt
bei der Zusammensetzung des Board und in Bezug auf andere Strukturen
verankert. Durch Aufstockung des Personals hat die ICANN ebenfalls dazu
beigetragen, dass die globale Vielfalt erhalten bleibt. Die ICANN ist
außerdem kurz davor, internationalisierte Domänennamen einzuführen.
- Während der Befragungen (nicht nur in der letzten Zeit, sondern
über die letzten zwei Jahre) hat das PSC von globalen Interessengruppen
außerhalb der USA erfahren, dass die ICANN auch in anderen Gerichtsbarkeiten
vertreten sein sollte. Das PSC ist der Ansicht, dass eine Vertretung
der ICANN in anderen Ländern zusätzlich zu denen, die ICANN immer in
den USA besitzen wird, die Glaubwürdigkeit der ICANN-Behauptung untermauern
würde, eine globalen Community zu dienen.
- Das PSC betont, dass eine zusätzliche gesetzliche Präsenz das grundlegende
Multi-Stakeholder-Modell der ICANN stärken und das Element
des öffentlichen Vertrauens, das wesentlicher Bestandteil ihrer Mission
ist, hervorheben wird. Das PSC ist davon überzeugt, dass eine solche
Präsenz nicht für eine Verminderung der Rechenschaftspflicht steht.
Vielmehr wird dies für eine größere Akzeptanz und ein gestärktes Vertrauen
in die ICANN sorgen, da diese Vertretung eine Rechtspersönlichkeit
haben wird, die die
US-Präsenz ergänzt. In zusätzlichen Gerichtsbarkeiten präsent
zu sein, hat nicht nur eindeutige Vorteile in Bezug auf Vielfalt und
Vertretung, sondern auch betriebliche Vorteile beim Einstellen von Personal.
- Das PSC betont, dass zusätzliche Vertretungen nicht dazu dienen,
ein Bündnis oder eine zwischenstaatliche Organisation mit diplomatischer
Immunität zu gründen. Die ICANN muss – sowohl in ihrer in den USA ansässigen
Form als auch in etwaigen zusätzlichen globalen Vertretungen – dem einzigartigen,
von verschiedenen Interessengruppen aus dem Privatsektor angeführten
Modell treu bleiben, das von Anfang an ihr Markenzeichen war.
Diskussionsvorschlag: Die ICANN sollte zusätzlich zum Hauptsitz in
den USA globale gesetzliche Vertretungen haben.
Finanzielle und operative Sicherheit
- Das PSC ist der Ansicht, dass die ICANN stets in finanzieller und
operativer Hinsicht sicher sein muss. Die ICANN muss nach wie vor Geschäftspraktiken
verfolgen, die für Vertrauen, Sicherheit und Stabilität sorgen.
- Die Strategie-, Geschäfts- und Budgetplanungsprozesse, einschließlich
Maßnahmen wie aktuelle Rücklagenrichtlinie, stärken das Vertrauen, dass
die ICANN eine stabile und gut funktionierende Organisation ist. Das
PSC ist davon überzeugt, dass diese Prozesse beibehalten und verbessert
werden sollten.
- Darüber hinaus hängt die derzeitige Finanzierung der ICANN in hohem
Maße von Registries und Registrars ab. Um diese Abhängigkeit zu vermindern,
müssen andere Finanzierungsquellen aufgetan und optimiert werden.
Diskussionsvorschlag : Die ICANN sollte alternative Finanzierungsquellen
finden, um weniger auf die derzeitige Registry- und Registrar-Finanzierung
angewiesen zu sein. Die ICANN sollte die bestehenden Geschäfts- und Budgetplanungsmechanismen
beibehalten und verbessern.
Anhaltende Sicherheit und Stabilität der Unique Identifiers des Internet
und der operativen Sicherheit und Stabilität der ICANN
- Dieser Bereich betrifft die Maßgabe, dass die ICANN nie ihre eng
umgrenzte technische Mission aus den Augen verlieren und eine gemeinnützige
Organisation bleiben sollte, die das Vertrauen der Öffentlichkeit genießt.
Der Hauptsitz der ICANN sollte sich in einer stabilen Umgebung befinden,
in der die freie Meinungsäußerung geschichtlich verankert ist und die
über eine Rechtsstruktur verfügt, die den Wettbewerb und die führende
Position des Privatsektors begünstigt.
- Das PSC betrachtet diese Belange als wesentlich für die Gründung
und den Zweck der ICANN. Diese Belange müssen bekräftigt werden.
- ICANN hat (durch die Medien und andere öffentliche Verlautbarungen)
erklärt, dass sie die USA nicht verlassen wird. Darüber hinaus ist die
Fortsetzung der gesetzlichen Vertretung in der US-amerikanischen Gerichtsbarkeit
wichtig für die anhaltende Stabilität der nahezu 1.000 Verträge,
die die ICANN derzeit mit Registries und Registrars hat, viele davon
in den USA.
- Zudem ist die Mission der ICANN zwar eng umgrenzt, doch sie ist
wichtig und entscheidend für den sicheren und stabilen Betrieb des Internet.
Das PSC ist der Ansicht, dass die ICANN verantwortlich dafür ist, eine
Diskussion zu führen und auf Probleme aufmerksam zu machen, die mit
der Stabilität und Sicherheit des Internet zusammenhängen. Ein breiter
gefächertes Interesse an und die Sorge um Sicherheits- und Stabilitätsangelegenheiten
ist nach Einschätzung des PSC eine wichtige Unterstützung für die Kernmission,
sollte allerdings nicht zu einer unnötigen Ausweitung der Mission führen.
- Das PSC betrachtet die Sicherheit und Stabilität der Unique Identifiers
des Internet als einen der wichtigsten Aspekte der Mission der ICANN.
Folglich schlägt das Gremium vor, dies im Format der zukünftigen Strategie-
und Geschäftsplanung der ICANN zu verankern.
- Das PSC merkt an, dass einige der Befragten zudem angaben, dass
der effektivere und effizientere Betrieb der IANA-Funktion ebenfalls
ein notwendiges Element zur Stärkung des Vertrauens in ein koordiniertes
– anstatt kontrolliertes – Internet-Adressiersystem ist.
- Das PSC ist der Ansicht, dass die aktuellen IANA-Funktionen gut
arbeiten, nimmt jedoch zur Kenntnis, dass viele Mitglieder der Community
sie für verbesserungswürdig halten.
- Das PSC merkt an, dass die ICANN unter dem IANA-Vertrag verpflichtet
war, einen Prozess zur Befragung der relevanten Regierungsbehörden und
ccTLD-Manager zu entwickeln und umzusetzen, um die Effizienz und Erreichbarkeit
für diese bei der Bearbeitung von ccTLD-Anfragen zu steigern, in Übereinstimmung
mit den Verarbeitungskennzahlen. Dieser Prozess hat Verbesserungsvorschläge
zur Optimierung der IANA-Funktion hervorgebracht und wird derzeit von
der ICANN und dem
US-Handelsministerium diskutiert.
- Das PSC befürwortet diese Diskussion, da hierbei die Automatisierung
von Prozessen im Vordergrund steht (gelegentlich als e-IANA bezeichnet),
wobei die ICANN für eine höhere Sichtbarkeit der bestehenden öffentlichen
Berichterstattung über derartige Änderung sorgt.
- ICANN und Verisign haben 2006 eine Vereinbarung unterzeichnet, in
der sie sich zur gemeinsamen Erarbeitung eines Zeitplans für den Übergangsprozesses
der ICANN in Bezug auf die Koordinierung und Verwaltung der .arpa-TLD
und des Rootzone Systems, insbesondere bei der Bearbeitung, Unterzeichnung
und Veröffentlichung der Root- und ARPA-Zonen verpflichtet haben. ICANN
sollte daran arbeiten, nach Gesprächen mit Verisign und dem US-Handelsministerium
diese „Vereinbarung zur Durchführung des Rootserver-Managementübergangs“
(Root Server Management Transition Completion Agreement) umzusetzen.
Diskussionsvorschlag: Die ICANN sollte die Änderung der Statuten in
Betracht ziehen, um zu bestätigen, dass der Hauptsitz in den USA verbleiben
wird. Darüber hinaus sollte sich die ICANN bemühen, in Sicherheits- und
Stabilitätsfragen die Rolle des Vordenkers einzunehmen, in Übereinstimmung
mit der eng umgrenzten, aber entscheidenden Rolle beim sicheren und stabilen
Betrieb des Internet, jedoch ohne unnötige Ausweitung der Mission. In
dieser Hinsicht sollten die Statuten der ICANN dahingehend geändert werden,
dass Strategie- und Geschäftspläne so erstellt werden, dass Sicherheit
und Stabilität nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. Die ICANN sollte
außerdem die Gespräche mit dem US-Handelsministerium über die Optimierung
der IANA-Funktion fortsetzen. Die Arbeiten für die Durchführung des Rootserver-Managementübergangs
sollten beginnen.
Befragungsprozess zu den obigen Diskussionsvorschlägen
Das PSC wird nicht die ausführende Kraft bei der Befragung sein.
Paul Twomey, Chief Executive Officer und President der ICANN, leitet
die Outreach-Aktivitäten mit Unterstützung des PSC und des Board.
Der President beauftragt die relevanten Mitarbeiter, ihn bei der Befragung
zu unterstützen. Öffentliche Befragungen zu den Dokumenten werden auf
regionaler Ebene durchgeführt, nicht nur bei ICANN-Veranstaltungen. Dieser
Prozess ist in Bezug auf Outreach und Engagement proaktiv und nicht nur
auf Perioden für öffentliche Kommentare angewiesen.
1 Siehe: http://www.ss.ca.gov/business/corp/corp_artsnpinf.htm
2 Siehe: http://www.charitynavigator.org/index.cfm/bay/content.view/catid/38/cpid
/191.htm