STÄRKUNG DES VERTRAUENS
IN ICANN ALS INSTITUTION [Überarbeitet, September 2008]
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Befragung zur Stärkung des Vertrauens in die
Institution | 2008
Hintergrund
Vor über zwei Jahren hat das President’s Strategy Committee (PSC) mit
einer Reihe von Befragungen zu dem Thema begonnen, wie sich das Multi-Stakeholder-Modell
von ICANN stärken und vervollständigen lässt. Darüber hinaus hat der Halbzeit-Zwischenbericht
über den Stand des Joint Project Agreement (JPA) zwischen dem US-amerikanischen
Handelsministerium und ICANN hilfreiche Kommentare zur Leistung und Zukunft
von ICANN hervorgebracht. Die meisten Kommentatoren bei dieser Befragung
sind der Überzeugung, dass ICANN bedeutende Fortschritte gemacht hat.
Sie sind allerdings auch der Ansicht, dass einige Schlüsselbereiche verbesserungswürdig
sind, um den Übergang zu einem einvernehmlichen Modell zur Koordination
der Unique Identifiers durch unterschiedliche Interessengruppen zum Abschluss
zu bringen.
In diesem vom PSC erstellten Dokument werden diese Schlüsselbereiche
sowie mögliche Verfahrensweisen zu deren Verbesserung erläutert. Das PSC
möchte herausstellen, dass all diese Vorschläge lediglich eine Diskussionsgrundlage
bilden. Diese Positionen sind nicht unveränderlich, sondern das Ergebnis
der zweijährigen Arbeit des PSC, die sich aus unterschiedlichen Inhalten
zusammensetzen, nämlich unter anderem aus öffentlichen Stellungnahmen
und Diskussionen von Juni bis September.
Diese Unterlagen sollten in Kombination mit dem „Aktionsplan zum Übergangsprozess“
gelesen werden. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen,
die das PSC zur Durchführung des Übergangs der Organisation nach Auslaufen
des Joint Project Agreement erarbeitet hat.
Zu bearbeitende Schlüsselbereiche
Als Reaktion auf die Aufforderung zur Abgabe von Kommentaren im Halbzeit-Zwischenbericht
über den Stand des JPA sprachen die Befragten wichtige strukturelle Verbesserungen
an, die anzustreben sind. Zusammengenommen soll damit Folgendes gewährleistet
werden:
- ICANN ist ausreichend vor einer Vereinnahmung geschützt.
- ICANN ist seiner aus mehreren Interessengruppen bestehenden Gemeinschaft
gegenüber ausreichend rechenschaftspflichtig.
- ICANN wird den Anforderungen der globalen Internet-Community der
Zukunft gerecht.
- ICANN ist in finanzieller und operativer Hinsicht sicher.
- ICANN konzentriert sich weiterhin auf organisatorische und operative
Bestleistungen bei der Erfüllung der technischen Mission, nämlich der
Gewährleistung eines sicheren und stabilen Betriebs im Zusammenhang mit
den Unique Identifiers im Internet und den IANA-Funktionen.
ICANN muss außerdem Fortschritte in betrieblichen Bereichen machen,
wie im Halbzeit-Zwischenbericht zum Stand des JPA angesprochen. Dazu gehören
die Stärkung von Compliance, die Förderung des Wettbewerbs und das Optimieren
von Strategieprozessen. Diese Verbesserungen sollten jedoch weiterhin
getrennt vom Übergangsprozess erfolgen und mitgeteilt werden.
Das PSC erkennt außerdem die eindeutige Aussage des Halbzeit-Zwischenberichts
zum JPA an, dass ICANN ihre Beziehung zu Unternehmen der Privatwirtschaft
stärken muss. Dies ist auf die historischen Investitionen des Privatsektors
zurückzuführen und auf die Tatsache, dass dieser auf das Internet als
Wirtschaftsfaktor angewiesen ist. Unbestreitbar ist außerdem die Notwendigkeit,
die Beiträge geschäftlicher Nutzer zur Richtlinienentwicklung und der
Organisation allgemein zu optimieren.
Diese Probleme lassen sich unmittelbar durch verstärktes Engagement
bei ICANN-Veranstaltungen und die Einbindung von Organisationen bearbeiten,
die den Privatsektor repräsentieren. ICANN sollte weiterhin seine Beteiligungsmechanismen
dahingehend verbessern, dass sich die Privatwirtschaft zusammen mit allen
anderen Constituencies und/oder Interessengruppen uneingeschränkt in ICANN-Strategieprozesse
einbringen kann.
Das PSC ist der Ansicht, dass ICANN zudem weitere Anweisungen dazu
anfordern sollte, wie sich dieses Problem durch die Befragungen zum ICANN-Geschäftsplan
lösen lässt, und sonstiges Feedback berücksichtigen sollte, das sich aus
dem Befragungsprozess des PSC zu diesem Dokument ergibt.
Vorschläge zur Optimierung der Schlüsselbereiche
1. Ausreichender Schutz vor einer Vereinnahmung
- Bei dieser Diskussion geht es darum, die Vereinnahmung durch eine
einzelne Partei zu vermeiden, sei es eine Regierungsbehörde, eine Organisation
oder eine andere juristische Person.
- Das White Paper und andere für die Gründung, Struktur und Neugründung
von ICANN wichtige Dokumente (die Statuten beispielsweise) enthalten
Verfahrensweisen und strukturelle Schutzmaßnahmen, die gewährleisten,
dass ICANN fair behandelt wird und vor einer Vereinnahmung durch Gruppen
mit einer geringen Vertretung oder durch eine aus nur einer Interessengruppe
bestehende Gruppierung geschützt ist.
- Das PSC ist der Ansicht, dass Einstimmigkeit oder eine Zweidrittelmehrheit
nach wie vor das wichtigste Instrument sind, um sich vor einer durch
Eigeninteresse motivierten Vereinnahmung zu schützen. ICANN muss etwaige
Strukturveränderungen fortsetzen, um für einen sorgfältigen und aufmerksamen
Schutz zu sorgen, wie es zuvor der Fall war. ICANN muss außerdem eine
„apathische“ Vereinnahmung vermeiden, bei der die Beteiligung durch
bestimmte Gruppen allmählich verschwindet, so dass die Organisation
letztlich nur noch eine geringe Beteiligung hat. Um dies zu verhindern,
ist kontinuierlich darauf zu achten, dass sich die Strukturen der Supporting
Organizations und der Advisory Committees nach wie vor durch große und
breit gefächerte Interessengruppen auszeichnen.
- Die Auswirkungen von Kartell- und Wettbewerbsgesetzen sind ebenfalls
von großer Bedeutung. ICANN hat dafür zu sorgen, in Gerichtsbarkeiten
tätig zu bleiben, die über ausgeprägte Kartellgesetze verfügen. Dadurch
ist eine anhaltende und umfassende juristische Beaufsichtigung der getroffenen
Entscheidungen gegeben, so dass diese stets unvoreingenommen sind und
nicht eine bestimmte Gruppe oder Organisation bevorzugt behandelt wird.
Dies stellt einen grundlegenden Schutz dar.
- Stimmrechte und die vertretende Beteiligung in den Constituencies
sind ein zentraler Bereich für Einflussnahme und Vereinnahmung. Das
PSC ist der Ansicht, dass in Bezug auf die Mitglieder der Advisory Committees
und Supporting Organizations mehr Transparenz erforderlich ist. Die
gleichzeitige Teilnahme an Councils und Constituencies durch einzelne
oder verbundene juristische Personen muss diskutiert werden. Es ist
erforderlich, Erklärungen zur eindeutigen Identifizierung von Interessenkonflikten
einzufordern.
- Schließlich merkt das PSC an, dass die Ausschuss-Struktur und Prozesse
von ICANN solide Abwehrmechanismen gegen eine Übernahme darstellen,
wie in den Rahmenbedingungen und Grundsätzen zu Transparenz und Rechenschaftspflicht
(Frameworks and Principles on Transparency and Accountability) erläutert.
Die Anzahl der Ausschüsse und die Bandbreite der Vertretung sind bedeutende
Schutzmaßnahmen gegen die Vereinnahmung durch eine einzelne Interessengruppe
und verhindern, dass eine Einzelperson anderen ihre Vorstellungen aufzwingen
kann. Wie oben erwähnt, lassen sich diese Maßnahmen noch optimieren.
Diskussionsvorschlag: ICANN könnte die Statuten dahingehend
ändern, dass eine Person oder Organisation nicht in mehreren zugehörigen
Advisory Committees oder Supporting Organizations ein Stimmrecht haben
darf. Wäre dies sinnvoll?
VORSCHLÄGE:
1.1.1 Zum Schutz vor Interessenkonflikten und zur Erhöhung der Transparenz
in Bezug auf ICANN sollten alle Mitglieder der Supporting Organizations
und Advisory Committees und deren Ausschüsse und Arbeitsgruppen aufgefordert
werden, ihre Interessen öffentlich darzulegen.
1.1.2 Den Mitgliedern (Personen oder Organisationen) sollte es weiterhin
gestattet sein, sich in mehreren Supporting Organizations oder Advisory
Committees zu beteiligen. Die Mitglieder sollten weiterhin nur in einer
Supporting Organization oder einem Advisory Committee stimmberechtigt
sein.
2. Ausreichende Rechenschaftspflicht gegenüber der aus mehreren Interessengruppen
bestehenden Gemeinschaft
- Das PSC merkt an, dass das ICANN-Board eine Reihe von Rahmenbedingungen
und Grundsätzen zur Rechenschaftspflicht und Transparenz (Frameworks
and Principles on Accountability and Transparency) genehmigt hat, in
denen die bestehenden rechtlichen und körperschaftlichen Pflichten der
Organisation näher ausgeführt werden. Im Rahmen dessen verfügt ICANN
über einen dreiteiligen Prozess zur Beilegung von Streitigkeiten, der
sich aus dem Board Reconsideration Committee, dem Independent Review
Panel und dem Ombudsman zusammensetzt. Eine unabhängige Prüfung der
Rechenschaftspflicht und Transparenz von ICANN durch die britische Organisation
One World Trust kam zu folgendem Schluss: „Zusammengenommen stellen
sie eine solide Verfahrensweise zur Bearbeitung von Beschwerden, zum
internen Einblick in Entscheidungen des Board und in Handlungen von
Mitarbeitern dar und senken somit die Wahrscheinlichkeit von Prozessen.“
Tatsächlich besteht der Zweck der Prozesse im ICANN-Modell darin, Probleme
durch Diskussion und Selbstregulierung zu beheben.
- Angesichts der Wichtigkeit von ICANN ist das PSC jedoch der Ansicht,
dass die Organisation über weltweit führende Mechanismen zur Erfüllung
der Rechenschaftspflicht verfügen muss.
- Das PSC glaubt, dass zwei neue Mechanismen, die von ICANN bereits
im Dezember 2007 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden,
als neue Maßnahmen in Bezug auf die Rechenschaftspflicht diskutiert
werden sollten.
- Erstens kann es wegen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des
Ergebnisses eines ICANN-Entscheidungsprozesses und nicht hinsichtlich
des Prozesses zu Streitigkeiten mit ICANN kommen. Anhand von Feedback
aus der Community könnte das Board einen Mechanismus in Erwägung ziehen,
durch den die Community das Board zur Überprüfung einer Entscheidung
zwingen kann. Dieser Mechanismus muss mit dem Wissen gestaltet werden,
dass die Directors rechtlich für die Geschäfte der Organisation haften
und treuhänderische Pflichten haben, wie die folgenden:
- Sorgfaltspflicht,
- Erkundigungspflicht,
- Treuepflicht und
- Pflicht zur umsichtigen Investition.
- Die Community könnte das Board durch eine Zweidrittelmehrheit bestehend
aus zwei Dritteln der Councils of Supporting Organizations und zwei
Dritteln der Mitglieder von Advisory Committees dazu zwingen, eine Entscheidung
zu überprüfen; für das Government Advisory Committee reicht womöglich
eine Zustimmungserklärung von allen Mitgliedern aus, die bei einer physischen
Sitzung anwesend sind. Da die endgültige Rechenschaftspflicht beim Board
liegt, kann das Board nicht zur Änderung seiner Entscheidung gezwungen
werden, sondern nur zu deren Überprüfung. Für eine solche Abstimmung
müsste ein angemessener Zeitrahmen bewilligt werden, damit die Vertragsparteien
oder Dritte Gewissheit über Entscheidungen des Board haben können.
- Zweitens: Wenn das Board eine Entscheidung nach oben erwähnter Überprüfung
nicht revidiert, sind Umstände denkbar, unter denen es für die ICANN-Community
angemessen sein kann, durch die Supporting Organizations und Advisory
Committees in Form eines Misstrauensvotums für Änderungen an der Zusammensetzung
des Board zu plädieren.
- Dadurch erhielte das Board einen Mechanismus zur Erfüllung der Rechenschaftspflicht,
nämlich einen durch Statuten, die den zuvor festgelegten Rücktritt einzelner
Directors vorsehen, entstandenen Streitbeilegungsmechanismus. Rücktritten
dieser Art wird von jedem einzelnen Board-Mitglied zugestimmt, falls
ein beträchtlicher Anteil der entsprechenden Supporting Organizations
und Advisory Committees ihr Misstrauen ausspricht. Dieser Vorschlag
für eine Methode ähnelt den Mechanismen für die Rechenschaftspflicht
des Board, ICANN kürzlich von multinationalen, in internationalen Gerichtsbarkeiten
tätigen Organisationen hinzugefügt wurden.
- Zusätzlich zu diesen Vorschlägen ist anzumerken, dass ICANN eine
gemeinnützige Organisation ist, die im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet
wurde und somit den kalifornischen Gesetzen und geschäftlichen Grundsätzen
für den Betrieb solcher Organisationen unterliegt (siehe http://www.ss.ca.gov/business/corp/corp_artsnpinf.htm).
- Nach diesen Gesetzen ist die Beaufsichtigung krimineller Handlungen
durch das kalifornische Gerichtssystem und den Generalstaatsanwalt von
Kalifornien (Attorney General) ausdrücklich erlaubt. Es ist anzumerken,
dass der Generalstaatsanwalt von Kalifornien in den letzten Jahren eine
besonders aktive Rolle bei Reformmaßnahmen in Bezug auf gemeinnützige
Organisationen gespielt hat. (Siehe: http://www.charitynavigator.org/index.cfm/bay/content.view/catid/38/cpid/191.htm)
- Das PSC ist der Ansicht, dass diese Vorschläge (unter 2.4 und 2.5
oben) wesentliche Bestandteile der Lösung des Problems der Rechenschaftspflicht
sein könnten, vorbehaltlich einer Analyse und Beurteilung durch die
Community mittels Befragung.
Diskussionsvorschlag: Einführen zusätzlicher Mechanismen zur Erfüllung
der Rechenschaftspflicht, mit denen die Community die Überprüfung einer
Entscheidung des Board fordern und als letzte Maßnahme das Board kollektiv
entlassen und neu formieren kann.
VORSCHLÄGE:
2.1.1 Einführen eines zusätzlichen Mechanismus zur Erfüllung der Rechenschaftspflicht,
mit dem die Community die Überprüfung einer Entscheidung des Board fordern
kann.
2.1.2 Einführen eines zusätzlichen Mechanismus zur Erfüllung der Rechenschaftspflicht,
der Folgendes vorsieht: Wenn das Board eine Entscheidung nach oben erwähnter
Überprüfung nicht revidiert, sind Umstände denkbar, unter denen es für
die ICANN-Community angemessen sein kann, durch die Supporting Organizations
und Advisory Committees in Form eines Misstrauensvotums für Änderungen
an der Zusammensetzung des Board zu plädieren.
Dieser Streitbeiligungsmechanismus macht einen Mechanismus zur Erfüllung
der Rechenschaftspflicht erforderlich, nämlich die Verabschiedung von
Statuten, die den zuvor festgelegten Rücktritt einzelner Directors vorsehen.
Rücktritten dieser Art wird von jedem einzelnen Board-Mitglied zugestimmt,
falls ein äußerst beträchtlicher Anteil der entsprechenden Supporting
Organizations und Advisory Committees ihr Misstrauen ausspricht.
Diese vorgeschlagene Methode ähnelt dem Mechanismus zur Erfüllung der
Rechenschaftspflicht, der in jüngster Zeit von Cisco, Pfizer, Microsoft,
Morgan Stanley und anderen Unternehmen eingeführt wurde. Die Ablösung
des ICANN-Boards hat unter Umständen nicht nur Auswirkungen auf die gewählten
Kandidaten aus den Supporting Organizations, sondern bedingt womöglich
auch die erneute Einberufung des Nominating Committee, damit neue durch
das Nominating Committee ernannte Mitglieder in das Board gewählt werden.
2.1.3 Das Government Advisory Committee sollte seinen beratenden Status
beibehalten.
Erfüllen der Anforderungen der globalen Internet-Community der Zukunft
- ICANN ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Kalifornien.
Dies ist eine unumstößliche Tatsache.
- Gleichzeitig ist ICANN eine globale Organisation mit Interessengruppen
in allen Teilen der Welt.
- Als ICANN vor fast zehn Jahren gegründet wurde, war das volle Ausmaß
der Verheißungen des Internet als zentrale Kommunikationsinfrastruktur
der Welt nur zu erahnen. Heute erreicht das Internet mehr als eine Milliarde
Nutzer. Die nächste Milliarde Nutzer wird aus jenen Regionen der Welt
stammen, in denen das Internet derzeit weniger weit verbreitet ist,
nämlich Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa.
- Durch ihre Struktur trägt ICANN einigen dieser Herausforderungen
bereits jetzt Rechnung. In ihren Statuten ist geografische Vielfalt
bei der Zusammensetzung des Board und in Bezug auf andere Strukturen
verankert. Durch Aufstockung des Personals hat ICANN ebenfalls dazu
beigetragen, dass die globale Vielfalt erhalten bleibt. ICANN ist außerdem
kurz davor, internationalisierte Domänennamen einzuführen.
- Während der Befragungen (nicht nur in der letzten Zeit, sondern
über die letzten zwei Jahre) hat das PSC von globalen Interessengruppen
außerhalb der USA erfahren, dass ICANN auch in anderen Gerichtsbarkeiten
vertreten sein sollte. Das PSC ist der Ansicht, dass eine Vertretung
von ICANN in anderen Ländern zusätzlich zu denen, ICANN in den USA besitzt,
die Glaubwürdigkeit der ICANN-Behauptung untermauern würde, eine globalen
Community zu dienen.
- Das PSC betont, dass eine zusätzliche gesetzliche Präsenz das grundlegende
Multi-Stakeholder-Modell von ICANN stärken und das Element des öffentlichen
Vertrauens, das wesentlicher Bestandteil ihrer Mission ist, hervorheben
wird. Das PSC ist davon überzeugt, dass eine solche Präsenz nicht für
eine Verminderung der Rechenschaftspflicht steht. Vielmehr wird dies
für eine größere Akzeptanz und ein gestärktes Vertrauen in ICANN sorgen,
da diese Vertretung eine Rechtspersönlichkeit haben wird, die die US-Präsenz
ergänzt. In zusätzlichen Gerichtsbarkeiten präsent zu sein, hat nicht
nur eindeutige Vorteile in Bezug auf Vielfalt und Vertretung, sondern
auch betriebliche Vorteile beim Einstellen von Personal.
- Das PSC betont, dass zusätzliche Vertretungen nicht dazu dienen,
ein Bündnis oder eine zwischenstaatliche Organisation mit diplomatischer
Immunität zu gründen. ICANN muss – sowohl in ihrer in den USA ansässigen
Form als auch in etwaigen zusätzlichen globalen Vertretungen – dem einzigartigen,
von verschiedenen Interessengruppen aus dem Privatsektor angeführten
Modell treu bleiben, das von Anfang an ihr Markenzeichen war.
Diskussionsvorschlag: Sollte ICANN zusätzlich zum Hauptsitz in den
USA globale gesetzliche Vertretungen haben?
VORSCHLÄGE:
ICANN ist eine gemeinnützige Gesellschaft und dient nicht der persönlichen
Bereicherung einer Person. Sie wurde nach dem California Nonprofit Public
Benefit Corporation Law und nach den US-amerikanischen Steuergesetzen
gemäß Section 501 (c)(3) des Internal Revenue Code gegründet und wird
dementsprechend betrieben.
Das PSC hat eine Bewertung der potenziellen Änderungen an der Organisationsstruktur
von ICANN vorgenommen und gemeinsam mit dem ICANN General Counsel’s Office
die verfügbaren Optionen für potenzielle Strukturen in 15 verschiedenen
Ländern geprüft.
Bei der Erhebung wurden verschiedene mögliche Strukturen von Privatorganisationen
geprüft, die zusätzliche weltweite Vorteile in Bezug auf die technische
Koordinationsfunktion von ICANN bereitstellen sollen. Die rechtlichen
Funktionen innerhalb von Ländern stellen den am stärksten lokalisierten
Teil der Überprüfung von globalisierten Funktionen wie ICANN dar, und
ICANN als Privatorganisation wird wahrscheinlich eine Präsenz in einem
oder mehr Ländern benötigen und ist dementsprechend verpflichtet, die
nationalen Gesetze in dem jeweiligen Land einzuhalten.
Bei dieser vergleichenden Strukturbewertung ging es vor allem um eine
Prüfung der Gesetze in den verschiedenen Ländern in Bezug auf (1) konkrete
Gesetzgebung, die auf die Umstrukturierung anwendbar ist, (2) das Verhältnis
zwischen Muttergesellschaft und Niederlassung, (3) Lohnkosten und den
einfachen Visumserwerb für Ausländer, (4) Steuervorteile, (5) „Best Practices“-Vorschriften
für Corporate Governance und (6) nationale Gesetze, die einige Privilegien
darstellen und gleichzeitig die volle Rechenschaftspflicht von ICANN gegenüber
der Community sicherstellen.
Das PSC ist davon ausgegangen, dass ICANN unabhängig von etwaigen Änderungen
an der Organisationsstruktur den derzeitigen Hauptsitz und außerdem eine
betriebliche Vertretung in Kalifornien beibehält.
Das PSC hat außerdem den neuen Bereich des Rechts für internationale
gemeinnützige Unternehmen geprüft, der in einigen Ländern im Entstehen
begriffen ist. Diese Prüfung hat ergeben, dass in einigen Gerichtsbarkeiten
rechtliche Identitäten möglich sind, die ICANN die Handhabung einiger
unter derzeitigen Umständen schwieriger Verwaltungsbereiche erleichtern
würden. Dies sind insbesondere verbesserte Bedingungen für die Erteilung
von Arbeitsvisa für Mitarbeiter aus einigen Ländern, verbesserte Krankenversicherungs-
und sonstige Leistungen für Mitarbeiter aus einigen Ländern, bessere Zugangsmöglichkeiten
für einige Mitglieder der internationalen ICANN-Community sowie eine stärkere
Anerkennung des internationalen Status von ICANN durch einige Gerichtsbarkeiten
und Organisationen.
3.1.1 ICANN sollte eine gesetzliche Präsenz in einer Gerichtsbarkeit
gründen, die ihr den Status einer internationalen gemeinnützigen Organisation
verleihen kann. Ein solcher Status ist zwangsläufig als Ergänzung zum
dauerhaften Hauptsitz von ICANN und der Gründung in den USA zu verstehen.
Finanzielle und operative Sicherheit
- Das PSC ist der Ansicht, dass ICANN stets in finanzieller und operativer
Hinsicht sicher sein muss. ICANN muss nach wie vor Geschäftspraktiken
verfolgen, die für Vertrauen, Sicherheit und Stabilität sorgen.
- Die Strategie-, Geschäfts- und Budgetplanungsprozesse, einschließlich
Maßnahmen wie aktuelle Rücklagenrichtlinie, stärken das Vertrauen, dass
ICANN eine stabile und gut funktionierende Organisation ist. Das PSC
ist davon überzeugt, dass diese Prozesse beibehalten und verbessert
werden sollten.
- Darüber hinaus hängt die derzeitige Finanzierung von ICANN in hohem
Maße von Registries und Registrars ab. Um diese Abhängigkeit zu vermindern,
müssen andere Finanzierungsquellen aufgetan und optimiert werden.
Diskussionsvorschlag : ICANN sollte alternative Finanzierungsquellen
finden, um weniger auf die derzeitige Finanzierung über Registries und
Registrars angewiesen zu sein. ICANN sollte die bestehenden Strategie-,
Geschäfts- und Budgetplanungsmechanismen beibehalten und verbessern.
VORSCHLÄGE:
4.1.1 Das ICANN-Board sollte die Community auffordern, alternative
Finanzierungsquellen zu finden und zu genehmigen, um weniger auf die derzeitige
Registry- und Registrar-Finanzierung angewiesen zu sein.
4.1.2 Die bestehenden Strategie-, Geschäfts- und Budgetplanungsmechanismen
sollten beibehalten und verbessert werden.
Anhaltende Sicherheit und Stabilität der Unique Identifiers des Internet
- Dieser Bereich betrifft die Maßgabe, dass ICANN nie ihre eng umgrenzte
technische Mission aus den Augen verlieren und eine gemeinnützige Organisation
bleiben sollte, die das Vertrauen der Öffentlichkeit genießt. Der Hauptsitz
von ICANN sollte sich in einer stabilen Umgebung befinden, in der die
freie Meinungsäußerung geschichtlich verankert ist und die über eine
Rechtsstruktur verfügt, die den Wettbewerb und die führende Position
des Privatsektors begünstigt.
- Das PSC betrachtet diese Belange als wesentlich für die Gründung
und den Zweck von ICANN. Diese Belange müssen bekräftigt werden.
- Die Fortsetzung der gesetzlichen Vertretung in der US-amerikanischen
Gerichtsbarkeit ist wesentlich für die anhaltende Stabilität der nahezu
1.000 Verträge, die ICANN derzeit mit Registries und Registrars
hat, viele davon in den USA.
- Zudem ist die Mission von ICANN zwar eng umgrenzt, doch sie ist
wichtig und entscheidend für den sicheren und stabilen Betrieb des Internet.
Das PSC ist der Ansicht, dass ICANN verantwortlich dafür ist, eine Diskussion
zu führen und auf Probleme aufmerksam zu machen, die mit der Stabilität
und Sicherheit des Internet zusammenhängen. Ein breiter gefächertes
Interesse an und die Sorge um Sicherheits- und Stabilitätsangelegenheiten
ist nach Einschätzung des PSC eine wichtige Unterstützung für die Kernmission,
sollte allerdings nicht zu einer unnötigen Ausweitung der Mission führen.
- Das PSC betrachtet die Sicherheit und Stabilität der Unique Identifiers
des Internet als einen der wichtigsten Aspekte der Mission von ICANN.
Folglich schlägt das Gremium vor, dies im Format der zukünftigen Strategie-
und Geschäftsplanung von ICANN zu verankern.
- Das PSC merkt an, dass einige der Befragten zudem angaben, dass
der effektivere und effizientere Betrieb der IANA-Funktion ebenfalls
ein notwendiges Element zur Stärkung des Vertrauens in ein koordiniertes
– anstatt kontrolliertes – Internet-Adressiersystem ist.
- Das PSC ist der Ansicht, dass die aktuellen IANA-Funktionen gut
arbeiten, nimmt jedoch zur Kenntnis, dass viele Mitglieder der Community
sie für verbesserungswürdig halten.
- Das PSC merkt an, dass ICANN unter dem IANA-Vertrag verpflichtet
war, einen Prozess zur Befragung der relevanten Regierungsbehörden und
ccTLD-Manager zu entwickeln und umzusetzen, um die Effizienz und Erreichbarkeit
für diese bei der Bearbeitung von ccTLD-Anfragen zu steigern, in Übereinstimmung
mit den Verarbeitungskennzahlen. Dieser Prozess hat Verbesserungsvorschläge
zur Optimierung der IANA-Funktion hervorgebracht und wird derzeit von
ICANN und dem US-Handelsministerium diskutiert. Wir begrüßen die jüngste
Stellungnahme der National Telecommunication Administration, dass sie
„offen für Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Effizienz ist,
die auf die legitimen politischen und hoheitlichen Belange der Regierungen
im Hinblick auf die Verwaltung ihrer ccTLDs eingehen“.
- Das PSC befürwortet diese Diskussion, da hierbei die Automatisierung
von Prozessen im Vordergrund steht (gelegentlich als e-IANA bezeichnet),
wobei ICANN für eine höhere Sichtbarkeit der bestehenden öffentlichen
Berichterstattung über derartige Änderung sorgt.
- ICANN und VeriSign haben 2006 eine Vereinbarung unterzeichnet, in
der sie sich zur gemeinsamen Erarbeitung eines Zeitplans für den Übergangsprozesses
von ICANN in Bezug auf die Koordinierung und Verwaltung der .arpa-TLD
und des Rootzone Systems, insbesondere bei der Bearbeitung, Unterzeichnung
und Veröffentlichung der Root- und ARPA-Zonen verpflichtet haben.
Diskussionsvorschlag: ICANN sollte überlegen, ob die Statuten geändert
werden sollten, um zu bestätigen, dass der Hauptsitz in den USA verbleiben
wird. ICANN sollte sich bemühen, in Sicherheits- und Stabilitätsfragen
die Rolle des Vordenkers einzunehmen, in Übereinstimmung mit der eng umgrenzten,
aber entscheidenden Rolle beim sicheren und stabilen Betrieb des Internet,
jedoch ohne unnötige Ausweitung der Mission. In dieser Hinsicht sollten
die Statuten von ICANN dahingehend geändert werden, dass Strategie- und
Geschäftspläne so erstellt werden, dass Sicherheit und Stabilität nach
wie vor eine zentrale Rolle spielen. ICANN sollte außerdem die Gespräche
mit dem US-Handelsministerium über die Optimierung der IANA-Funktion fortsetzen.
Die Arbeiten für die Durchführung des Rootserver-Managementübergangs sollten
beginnen.
VORSCHLÄGE:
5.1.1 ICANN sollte in Sicherheits- und Stabilitätsfragen die Rolle
des Vordenkers einnehmen, in Übereinstimmung mit der eng umgrenzten, aber
entscheidenden Rolle beim sicheren und stabilen Betrieb des Internet.
5.1.2 Die Statuten sollten dahingehend geändert werden, dass der Prozess
zur Ausarbeitung jährlicher Strategie- und Geschäftspläne berücksichtigt
wird. Darin sollen Sicherheit und Stabilität eine zentrale Rolle spielen.
5.1.3 In Anbetracht der Tatsache, dass die US-Regierung in ihrem Beitrag
zur Befragung des President’s Strategy Committee im Juli 2008 angab, keine
Pläne zur Durchführung des Wechsels der Rootzone-Datei aus dem derzeitigen
dreiteiligen System zu verfolgen, sollten Maßnahmen zur Steigerung der
betrieblichen Effizienz unter dem IANA-Beschaffungsvertrag mit dem US-Handelsministerium
besprochen werden.